Der designierte Volleyball-Zweitligist TV Bliesen hat mit Burkhard Disch einen neuen Cheftrainer verpflichtet. „Es war sofort klar, dass ich dieses geniale Projekt als Trainer machen will“, erklärt der 49-jährige Vollblut-Volleyballer aus Oberbillig nach seiner Zusage. Disch arbeitete unter anderem als langjähriger Nationaltrainer und technischer Direktor des luxemburgischen Volleyball-Verbands (FLVB) und freut sich nun auf die Herausforderung mit dem TVB. „Die 2. Bundesliga ist eine große Herausforderung für alle. Unser Ziel ist es, eine Mannschaft zu formen, die sich in Spiel und Training voll investiert und die an sich als Einheit glaubt“, so der Coach, der in Bliesen von seinem Co-Trainer Michel Beautier unterstützt werden wird. Für Bliesens sportlichen Leiter Gerd Rauch kam es dabei zu einer Wunschlösung auf den Trainerpositionen: „Burkhard und ich kennen uns schon lange Jahre. Er lebt den Volleyball mit großer Begeisterung. Es ist toll, dass wir mit Michel und ihm zwei Fachleute für unser Vorhaben gewinnen können“, freut sich der 53-jährige.
Dass es nicht schon früher zu einer Zusammenarbeit kam, lag auch an Dischs langjährigem Engagement im Großherzogtum. Mit seinen Ideen und kontinuierlicher Aufbauarbeit formte und prägte der künftige Bliesener Coach unter anderem die nachhaltige Entwicklung der dortigen Herren-Nationalmannschaft. Mit Kamil Rychlicky brachte diese beispielsweise einen aktuellen Weltklasse-Volleyballer hervor, der derzeit in den Diensten des amtierenden italienischen Champions-League-Siegers „Cucine Lube Civitanova“ steht. Beim Rückblick auf die Zeit mit dem Nationalteam sprudelt es förmlich aus ihm heraus: „Eines unserer Highlights war der 3:2-Sieg gegen die deutsche U21-Nationalmannschaft beim Novotelcup 2017“, erinnert er sich.
Damals siegten Disch und seine Schützlinge vor mehr als 1.500 Zuschauern nach einem 12:14-Rückstand noch im Tie-Break. „Zu dem Zeitpunkt standen im FLVB-Team ebenfalls viele U21 Spieler, unter anderem Steve Weber“, erzählt der Coach, der nach der Nervenschlacht die darauffolgende Nacht schlaflos verbrachte. „Für uns war es kein Zufall, sondern der Lohn für die Aufbauarbeit über ein Jahrzehnt“, erklärt er mit Stolz. Zudem erreichte der FLVB auch andere Meilensteine wie die Teilnahme an der WM-Qualifikation sowie der European League – und machte als kleines Land erstaunlich große Schritte. Als im Jahr 2018 sein dortiges Engagement endete, folgte er dem Ruf der Heimat und übernahm Aufgaben im rheinland-pfälzischen Volleyball-Verband. Aktuell betreut er dort als Landeslehrwart die Trainerausbildung sowie als Landestrainer das männliche Auswahlteam.
Wer mit Disch über Volleyball philosophiert, der merkt schnell, wie ansteckend seine Begeisterung für seine Gesprächspartner sein kann. Und auch nach vielen Jahren als Trainer und Funktionär ist diese ungebrochen: „Mein größter Erfolg ist, dass ich den Volleyballsport nach 30 Jahren immer noch mit voller Überzeugung als wertvollen Partner anerkenne. Volleyball ist meine Berufung!“, beschreibt er die Grundlage seiner Leidenschaft. Das Spiel an sich sei für ihn dabei „unglaublich vielseitig, taktisch komplex, höchstathletisch, super ästhetisch – und man lernt nie aus“, so der A-Lizenz-Inhaber, der unter anderem auch als Nationaltrainer die Bliesener Akteure Steve Weber und Maurice van Landeghem betreute.
Seinen Athleten verordnet er eine gewisse Hingabe und die Notwendigkeit, sich neben allen physischen und spielerischen Aspekten auch mental mit ihrer Teamzugehörigkeit zu befassen. „Es braucht den Glauben an das Team, vollen Einsatz und den Willen, sich weiter zu entwickeln“, skizziert Disch. Entscheidend in seiner Rolle als Trainer sei für ihn, „dass alle, die sich für ein gemeinsames Projekt begeistern, auf einem Level agieren und der Einsatz bei allen Beteiligten stimmt“.
Die derartige Entwicklung ist auch das, was er dem Bliesener Projekt respektvoll zuschreibt: „Gerd hat gemeinsam mit seinen vielen Volleyball-verrückten den Weg des TV Bliesen geprägt und nun spielt man in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga. Das ist grandios und eine wahnsinnige Leistung!“. Der Knackpunkt für einen derartigen Weg sieht Disch vor allem darin, „Fan, Ehrenamt, Helfer, Spieler, Sponsoren, Medien mit der Vision zu infizieren, dass aus Kleinem und Gemeinsamen etwas ganz Großes wachsen kann“, so Disch. An dem Bliesener Club gefielen ihm dabei „neben der Atmosphäre auch das super engagierte Team, die guten Arbeitsbedingungen und das Potential des gesamten Projektes“.
Perfekte Bedingungen sollen ihm dabei auch die Dienste seines Assistenten Michel Beautier ermöglichen, der unter anderem auch in Luxembourg als Trainer und Scout tätig war. „Michel ist der perfekte Co-Trainer, ein treuer Freund, ein immer zuverlässiger Experte auf höchstem Niveau“, lobt Disch. Beautier wird unter anderem für den Bereich des Scoutings verantwortlich sein. Dieser umfasst professionelle Auswertungen mit Daten- bzw. Videoanalysen zu jeder einzelnen Partie, die für Disch einen wichtigen Baustein darstellen: „Michel leistet in Sachen Vor- und Nachbereitung der Spiele akribische und wertvolle Arbeit“.
Egal ob in Bliesen, Luxemburg oder in Rheinland-Pfalz – seine Frau und die vier Kinder stehen hinter den zum Teil zeitaufwendigen Engagements des Familienvaters in Sachen Volleyball. „Ich bin dankbar, dass sie mich diese Leidenschaft ausleben lassen. Das Wechselspiel zwischen Familie und Volleyball ist mein Lebenselixier“, offenbart der Trainer, der im Juni seinen 50. Geburtstag feiern wird. „Als junger Sportstudent habe ich mich als einer der wenigen dafür entschieden den Weg des Leistungstrainers einzuschlagen. Sicherlich ist und war dieser Weg geprägt von vielen Hürden, aber die Vision, Kinder und Jugendliche in der schönsten Sportart der Welt zu professionellen Athleten auszubilden, hat mich permanent angetrieben“.
Genau diesen Weg möchte er in Bliesen fortsetzen – und würde am liebsten sofort loslegen. Allerdings ist der Sportbetrieb derzeit bekanntermaßen ausgebremst. Ein ursprünglich für Juli angesetztes Volleyball-Camp in St. Wendel musste nun aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Doch bange ist ihm angesichts der unsicheren Situation nicht: „Ich bin Volleyballtrainer und kein Virologe. Daher sehe ich es unwissenschaftlich: Wir werden diese Krise überstehen, daran müssen wir glauben“. Und hoffentlich bald können Disch und Beautier mit dem Team und in Feuereifer den Grundstein für das Abenteuer im Volleyball-Unterhaus legen. Und eines ist dabei für den Headcoach sicher: „Der TV Bliesen ist reif für die 2. Bundesliga!“.