Franz Josef Kiefer, der Präsident des Saarländischen Turnerbundes (STB), zog bereits nach dem ersten Veranstaltungstag am Samstag (24.09.) ein positives Fazit. Mit über 500 Anmeldungen wurde das Kongress-Programm gut angenommen. Die Teilnehmer kamen aus Turn- und Sportvereinen aus dem ganzen Saarland. Neben Vereinen aus dem Saarländischen Turnerbund waren auch Vereine der kooperierenden Sportfachverbände vertreten.
„Die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft gibt uns Anlass, über den Tellerrand zu schauen und Vereins- und Verbandsübergreifend zu arbeiten. Der eine hat eine Immobilie, der andere die Manpower und wiederum ein anderen die finanziellen Ressourcen. Vor diesem Hintergrund wollen wir die Vereinsvertreter dazu motivieren, Kooperationen einzugehen“, sagte STB-Präsident Franz Josef Kiefer samstags bei der Kongress-Eröffnung.
LSVS-Präsident Klaus Meister hob in seinem Grußwort das Engagement der vielen Ehrenamtlichen in den über 2.000 saarländischen Sportvereinen hervor, die den sportlichen Rahmen erst ermöglichten. „Wir verdanken unsere Erfolgsgeschichte im Saarsport unseren Vereinen und wir wollen dafür sorgen, dass es allen Spaß macht, sich zu engagieren in einem risikofreien Ehrenamt“, so Klaus Meiser.
Staatssekretär Stephan Kolling stellt in seinem Impulsvortrag den Vereinssport als ideale Plattform für Integration und Inklusion in den Mittelpunkt. „Die Vereine sind ein Integrationsmotor in unserem Land. Der Sport ist universell, identitätsstiftend und genießt im Saarland eine hohe gesellschaftliche Bedeutung“, so Kolling. Der Sport diene als Brücke zwischen den Menschen und verbinde Kulturen sowie Menschen mit und ohne Behinderung. Best-Practice-Beispiel aus den Vereinen FSV Gonnersweiler, dem 1. FC Völklingen, dem PSV Saarbrücken und dem Judoclub Folsterhöhe ergänzten das Thema.
Sonntags widmete sich der Impulsvortrag von Prof. Dr. Georg Wydra der hohen Bedeutung der motorischen Grundlagenausbildung von Kindern. „Bewegung ist ein Grundbedürfnis von Kindern und sollte der gesamten Persönlichkeitsentwicklung dienen. Leider ermöglichen die Grundschulen den Kindern zu wenig Freiräume, sich zu bewegen“, so Wydra. Der Sportpädagoge plädierte für ein Arbeiten in Bewegungsfeldern statt starr in Sportarten. Bewegen an Geräten oder Laufen, Springen Werfen ober Bewegen im Wasser seien solche Bewegungsfelder. Es solle ein breites Repertoire an Fertigkeiten trainiert werden. Springen sei beispielsweise eine universelle Bewegung für so viele Sportarten. Eine frühe Spezialisierung der Kinder sei kontraproduktiv. Wydra: „Die Kinder können heute in ihrem Lebensumfeld keine breite Basis an Bewegungserfahrungen mehr sammeln. Daher müssen wir im Sport anders an die Ausbildung der Kinder herangehen.“ Nicht die Orientierung an Erfolgen sollte im Mittelpunkt stehen, sondern das Ziel, die Kinder zu lebenslanger und freudvoller sportlichen Aktivität zu motivieren. Wydra ermunterte die Vereine, Kooperationen einzugehen mit anderen Vereinen.
Zwei Tage lang schauten bei der Premiere des Kongresses die Teilnehmer über den Tellerrand, lernten Neues kennen und frischten bereits bekanntes Wissen auf. „Das Konzept des Kongresses ist genau richtig. Ich habe im Forum über Fallstricke der Veranstaltungsorganisation einiges mitgenommen für meinen Verein“, so Herbert Bruder, Vereinsvorsitzender TV Oberbexbach. Luisa Weber vom SSV Mutterstadt war nach Saarbrücken gekommen, um aus ihrem vertrauten Schwimmbecken heraus über den Tellerrand zu schauen. „Ich habe Workshops besucht, die nichts mit dem zu tun haben, was ich sonst im Verein mache“, sagte die 28-jährige Schwimmerin. Sie holte sich in verschiedenen Workshops Impulse für eine allgemeines Aufwärmtraining sowie ein Training mit Freihanteln. Die Themenvielfalt lockte Helmut W.F. Dreßler an. Seit 38 Jahren ist Vereinsvorsitzender der BSG Riegelsberg und als Übungsleiter tätig. „Das Thema Integration von Zugewanderten hat mich besonders interessiert. Vielleicht kann ich einige Flüchtlinge gewinnen, in unserer Fußball-Tennisgruppe mitzumachen. Da fehlt es uns an Mitgliedern“, berichtet Dreßler. Ideen sammeln für ihre Übungsstunden wollte Hiltrud Weber. Die 67-jährige ist Vorsitzende des TV Bliesdalheim und Übungsleiterin im Kinderturnen sowie im Seniorenturnen. „Ich bin zum Kongress gekommen, um vor allem neue Übungen für meine Älteren kennenzulernen, aber auch um Bekanntes aufzufrischen.“
Am Ende von zwei ausgefüllten Workshop-Tagen erntete der 1. Saarbrücker Turn- und Sportkongress viel Lob: Die Veranstaltungsorganisation, die Sportschule mit ihren kurzen Wegen, die Themenvielfalt, die Betreuung der Teilnehmer, die gute Verpflegung und nicht zuletzt das gute Wetter trugen zur gelungenen Premiere des Kongresses bei.