Anne Haug (Bayreuth) will ihren Spitzenplatz verteidigen und der Rest des Nationalteams um Olympiasieger 2008 Jan Frodeno (Saarbrücken) und Rekord-Olympionikin Anja Dittmer (Neubrandenburg) die Resultate aus Neuseeland möglichst verbessern. Die Frauen starten am Samstag um 00:30 Uhr MESZ, die Männer am Sonntag um 01:00 Uhr. "San Diego ist der zweite Wettkampf, so dass sich die meisten leichter tun werden als in Auckland", schaut Bundestrainer Dan Lorang optimistisch auf die bevorstehenden Aufgaben seiner Schützlinge, wenngleich er darauf verweist, dass die Konkurrenz zahlreicher und stärker sein werde als noch in Neuseeland. "Ziel muss es insgesamt sein, zwei Mal die Top10 und zwei Mal die Top15 zu erreichen. Aber letztlich wissen wir erst nach diesem Rennen, wo wir im Vergleich zur Konkurrenz wirklich stehen."
Stabilere Ergebnisse und auch einen Schub für die folgenden Rennen in Europa hat bei den Frauen neben Haug und Dittmer auch Anja Knapp im Blick, obschon die Dettingerin nach einem Tritt in Auckland muskuläre Probleme im Rumpfbereich verfolgten. "Das Training lief ganz gut, aber Training und Wettkampf sind bekanntlich zwei paar Stiefel", so die 25-Jährige. "Positiv in Auckland war trotz der Probleme mein Schwimmen und auch das Rad fahren. Also: Neues Rennen, neues Glück."Da hat Anne Haug, die nach ihrem Sieg in Auckland das WM-Ranking anführt, ganz andere "Probleme" vor dem Rennen, setzt aber auf ihre gute körperliche Verfassung und auch auf psychische Stärke. "Ich merke schon ein bisschen den Erwartungsdruck und mit der Startnummer 1 kann man sich auch nicht mehr gut verstecken", lacht die Bayreutherin. "Letzten Endes ist immer der Kopf das Zünglein an der Waage. Wer es schafft, unter größtem Druck einen kühlen Kopf zu bewahren, seine Technik aufrecht zu erhalten und den Sieg mehr will als alle anderen, wird das Rennen für sich entscheiden."
Diese Anleitung möglichst effizient umsetzen wollen auch die deutschen Herren. Jan Frodeno hatte in Auckland Pech mit einem platten Reifen und möchte seinen neunten Rang steigern, der Potsdamer Franz Löschke seinen gelungenen Einstieg als Serien-13. bestätigen, Steffen Justus und Gregor Buchholz aus Saarbrücken und vor allem Sebastian Rank (Rostock) haben dagegen vor, ihre Position im Ranking nachhaltig zu erhöhen. "Nachdem Auckland für einige nicht so glücklich lief, sollen jetzt bessere Resultate her, um die Startplätze für die Europarennen zu sichern und auch um Selbstvertrauen zu tanken", beschreibt Lorang das Vorhaben der Athleten, die dem Wettkampf bereits entgegenfiebern.
"Das Nervige an der Zeit zwischen zwei kurz aufeinander folgenden Wettkämpfen ist, dass man so wenig trainiert und versucht, Form und Spannung aufrecht zu erhalten", sagt stellvertretend der Jüngste im DTU-Tross, Franz Löschke. "Das Rennen in San Diego wird etwas anders aussehen, weil das Starterfeld doppelt so groß sein und der Alistair Brownlee wahrscheinlich wieder randalieren wird", wie Löschke das aggressive Rennverhalten des britischen Favoriten umschreibt. "Ich bin gespannt, was im zweiten Rennen möglich ist, eine Top 20-Platzierung ist wieder ein gutes Ziel." Auch Teamkollege Buchholz geht davon aus, "dass der Charakter von San Diego ein ganz anderer als in Auckland ist." "Auckland war der erste Härtetest der Saison und dies ist nie leicht. Die zwei Wochen in San Diego wurden nun gut genutzt, die letzten Tempoeinheiten sind vollbracht und gingen deutlich leichter von der Hand als es in Neuseeland der Fall war. Das macht Hoffnung." so Buchholz.
Und diese greift Bundestrainer Lorang noch einmal mit Blick auf die Mannschaft auf. "Das Streckenprofil ist so, dass das Schwimmen eine große Rolle spielen wird. Hier müssen die Athleten alles daran setzen vorne dabei zu sein, um dann bei der Entscheidung um die Top10 mitzulaufen." In diesen Regionen werden erwartungsgemäß die Favoriten um Brownlee, Javier Gomez (ESP) oder auch Alexander Bryunkhankov (RUS) und Richard Murray (RSA) sowie bei den Frauen die Australierinnen Emma Moffatt und Felicity Abram und US-Girl Sarah Groff zu finden sein. Aber das DTU-Team nimmt den Kampf um Spitzenplätze gerne an. "Fakt ist, dass wir uns nicht verstecken werden sondern eher agieren als reagieren werden."
Welche Rückschlüsse hat das erste Rennen geliefert?
Trotz späten Einstiegs in die Vorbereitung scheint die Form nicht so schlecht zu sein. Nach einer Analyse des Schwimmens wollen wir für San Diego aber ein bisschen was an der Renneinteilung verändern. Auf dem Rad hatte ich mich sehr gut gefühlt und das laufen war ok. Ich war extrem überrascht über die schnelle Endzeit. Aber so der letzte Punch fehlt natürlich noch.
Wie sind Sie körperlich derzeit drauf?
Körperlich fühle ich mich gut. Natürlich war das erste wichtige Rennen in Auckland nicht nur physisch, sondern auch psychisch sehr anstrengend. Ich merke schon ein bisschen den Erwartungsdruck und mit der Startnummer eins kann man sich auch nicht mehr gut verstecken. Daher musste ich es die ersten paar Tage nach dem Rennen etwas ruhiger angehen lassen.
Was haben Sie zwischen den Rennen auf dem Programm stehen?
Aufgrund des kurzen Höhenaufenthalts stehen nur noch ganz dosierte und gezielte Wettkampfstimulationen auf dem Programm: mit viel ruhigen, regenerativen Einheiten.
Welche Ziele haben Sie darauf aufbauend für das kommende Rennen?
Mein Ziel ist, mutiger in das Schwimmen zu starten, um sicher in einer Radgruppe zu sein und den Abstand auf die Führenden so gering wie möglich zu halten. Welches Ergebnis dabei herausspringt, wird man sehen.
Kommt Ihnen die Strecke entgegen oder eher nicht?
Die Strecke ist nicht besonders anspruchsvoll, speziell was die Höhenmeter betrifft. Dafür hat sie technisch einiges zu bieten, was eine Aufholjagd begünstigen könnte. Auf der Laufstrecke erwarte ich ein extrem schnelles Rennen. Aber ich versuche gar nicht darüber nachzudenken, ob mir die Strecke liegt oder nicht, sondern wie ich sie am optimalsten für mich nutzen kann.
Am Start sind zusätzlich zu den Auckland-Startern ein paar weitere gute Leute, wie schätzen Sie die Konkurrenz ein?
In einem WM-Rennen ist immer gute Konkurrenz am Start und man darf niemanden unterschätzen. Ich bereite mich daher auf ein sehr hartes Rennen vor.
Was wird wohl rennentscheidend werden, außer dem Umstand schnell schwimmen, radeln und laufen zu müssen?
Na ja, letzten Endes ist immer der Kopf das Zünglein an der Waage. Wer es schafft, unter größtem Druck einen kühlen Kopf zu bewahren, seine Technik aufrecht zu erhalten und den Sieg mehr will als alle anderen, wird das Rennen für sich entscheiden.
Haben Sie schon taktische Überlegungen?
Ich habe natürlich mehrere Rennverläufe im Kopf, aber letzten Endes entscheide ich das sehr spontan aus der Situation heraus und muss natürlich sehen, was der Körper zu leisten im Stande ist.
Inwieweit es den Athleten gelingt, ihre gesteckten Ziele zu erreichen, können die deutschen Triathlonfreunde live im Internet unter www.triathlon.org verfolgen. Und in der kommenden Woche (Freitag, 26. April) gibt es bei Sport1 einen ausführlichen Nachbericht.