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10.03.2021

Deutsches Sportabzeichen in Zeiten von Corona


Foto: DOSB

„Es wäre wichtig, in diesem Jahr noch mal in die Spur zu kommen“.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben sich wenig überraschend auch auf den Erwerb des Deutschen Sportabzeichens ausgewirkt. Im Interview mit dem SaarSport-Magazin gewährt Werner Persch, der Beauftragte für das Deutsche Sportabzeichen beim LSVS, einen Einblick in die Probleme im Zusammenhang mit dem Virus und gibt einen Ausblick auf die kommende Sportabzeichen-Saison.

Herr Persch, das Coronavirus hält die Welt weiter in Atem. Das Jahr 2020 war ein sehr spezielles, auch in Bezug auf den Sport in all seinen Ausführungen. Inwieweit hat Corona den Erwerb des Deutschen Sportabzeichens beeinträchtigt?

Werner Persch: Corona hat natürlich alles erheblich beeinträchtigt. Auch das Sportabzeichen blieb da nicht verschont. Nach dem Lockdown im Frühjahr konnten die Leute zwar nach und nach wieder anfangen zu trainieren, allerdings hat sich alles durch die Situation etwas verschleppt. Außerdem gab es bestimmte Bereiche, die besonders von den Auswirkungen der Pandemie betroffen waren. Vor allem das Schwimmen, das ja einen elementaren Bestandteil in Bezug auf das Sportabzeichen darstellt. Die Schwimmbäder waren lange geschlossen. Und dann war es so, dass anders als sonst oftmals kein eigener Bereich für die Prüfungen zur Verfügung stand, weil das aufgrund der Abstandsregelungen einfach nicht möglich war. Das hat natürlich Auswirkungen auf den nötigen Nachweis der Schwimmfähigkeit. Aufgrund dieses Umstandes hatte sich der DOSB auch letztes Jahr dafür entschieden, die Frist für diesen Nachweis, die normalerweise bei fünf Jahren liegt, zunächst ein Jahr zu verlängern, um so Abhilfe zu schaffen. Bei Ersterwerb 2020 wurde die Erbringung des Nachweises der Schwimmfähigkeit bis 30.06.2021 verlängert. Somit haben die Bewerber noch die Möglichkeit, ihr Sportabzeichen für 2020 bis 30.06.2021 einzureichen.

Trotz der Auswirkungen durch die Pandemie konnte das Deutsche Sportabzeichen also noch erworben werden. Dennoch hat die Situation doch sicherlich Einfluss auf die Zahl der Mitmachenden genommen. Können Sie das bestätigen?

Persch: Wenn man sich die Zahlen anschaut, registriert man natürlich überall einen Einbruch. Im Erwachsenenbereich war von Seiten der Vereine zuletzt zu hören, dass wohl etwa 80 Prozent der möglichen Prüflinge 2020 wieder im Training waren. Ob dann auch alle das Sportabzeichen ablegen, werden wir Mitte des Jahres feststellen, wenn die Frist zur Abgabe abgelaufen ist. Insgesamt ist zu sagen, dass mit Blick auf die Gesamtzahl im Saarland der Anteil an Schülern bei etwa 90 Prozent liegt. In den Schulen ist es so, dass aufgrund der aktuellen Situation im vergangenen Jahr dahingehend nur ganz wenig gemacht wurde. In diesem Bereich gibt es derzeit andere Probleme. Und die Zahlen sind daher deutlich eingebrochen. Im Erwachsenenbereich haben wir diese schwierige Phase bisher halbwegs gut überstanden. Da waren nicht zuletzt die Prüfer in den Vereinen gefordert, das alles mit den nötigen Hygienemaßnahmen umzusetzen. Für alle, gerade für die älteren Prüfer, war das eine Herausforderung. Dennoch sind wir im Erwachsenenbereich einigermaßen stabil geblieben. 

Corona hat sich im Vorjahr zudem auf das übliche Ehrungsprozedere für das vorangegangene Jahr, das normalerweise mit einer Veranstaltung an der Sportschule einhergeht, ausgewirkt. Da hatte der LSVS aber eine Lösung parat...

Persch: Ja. Wir haben das diesmal so gehandhabt, dass wir selbst bei den aktivsten Vereinen vorbeigeschaut haben, um die Ehrungen für 2019 direkt vor Ort durchzuführen. Neben dem Leiter des Prüfertreffs und den zu ehrenden Jubilaren waren dabei auch die weiteren Prüfer des Vereins anwesend. Für uns als Sportabzeichenstelle war das eine hervorragende Gelegenheit, uns mal bei allen Prüfern und Prüferinnen der Vereine direkt zu bedanken. Denn zu den Ehrungen an der Sportschule werden normalerweise nur zwei Vereinsvertreter eingeladen. Außerdem konnten wir uns auf diesem Weg ein gutes Bild machen, wie und unter welchen Bedingungen die Vereine vor Ort tatsächlich arbeiten. Und nicht zuletzt war es für die Vereine ein Signal, dass das Ganze trotz der schwierigen Situation nicht fallen gelassen wird und die Leistungen dennoch gewürdigt werden.

Welche Entwicklungen in Bezug auf das Sportabzeichen erwarten Sie für die kommenden Wochen und Monate?

Persch: Ich habe die Hoffnung, dass sich die Corona-Lage dahingehend stabilisiert, dass ab Mai vielleicht alle Angebote soweit wieder nutzbar sind. Das wäre mit Blick auf die Sommerzeit, die in Sachen Prüfungen normalerweise am relevantesten ist, einfach wichtig. Außerdem hoffe ich darauf, dass sich die Menschen nach einer langen Phase der Entbehrung sagen: Mensch, ich kann jetzt wieder raus auf den Sportplatz und mich sportlich betätigen. Sollte es so kommen, können wir im Erwachsenenbereich hoffentlich bald wieder auf einen normalen Stand kommen. Insgesamt bin ich auch optimistisch. Für viele ist es einfach ein Höhepunkt, auf das Sportabzeichen hinzuarbeiten. Was den Schulbereich angeht, wird es weiterhin schwierig bleiben. Ich denke, der Sport wird in der Schule auch in naher Zukunft leider vorerst hintenanstehen. 

Welche Aktivitäten sind denn trotz allem für das Jahr 2021 fest eingeplant?

Persch: Was die Weiterbildungen für Prüfer betrifft, sind für März und April Praxisweiterbildungen geplant. Sollte dies wie im letzten Jahr auch nicht möglich sein, werden wir wie im letzten Jahr die Prüferlizenz um ein Jahr verlängern. Für Neueinsteiger laufen gerade Planungen, den theoretischen Teil der Ausbildung online anbieten zu können. Wichtig ist mir auch zu sagen, dass es in Bezug auf den Leistungskatalog diesmal keine Änderungen gibt, nachdem das in der jüngeren Vergangenheit stets der Fall gewesen ist. Abgesehen von Aufnahmen einiger sportartenspezifischen Abzeichen und redaktionellen Änderungen in den Beschreibungen bleibt alles stabil. Darüber hinaus befindet sich der Sportabzeichen-Tour-Stopp im Saarland, der am 14. Juni in Ottweiler stattfinden soll, in der Planung. Da haben wir bereits die Zusage von zwei Schulen. Der Ablauf soll wie immer so sein, dass die geladenen Schulen ins Stadion kommen, wo dann entsprechende Angebote für die Schüler vorbereitet sind. Sie können vor Ort das Sportabzeichen ablegen und neue Sportarten ausprobieren. In der Vergangenheit waren das immer besonders schöne Veranstaltungen, bei denen stets um die 1000 Schüler dabei waren. Das wollen wir natürlich aufrechterhalten. Für den 7. November ist zudem an der Saarbrücker Sportschule erneut das Sportabzeichen-Saisonfinale fest eingeplant. Dort haben wir infrastrukturell alle Möglichkeiten, so dass all diejenigen, die möchten, wie immer an einem Tag ihr komplettes Sportabzeichen machen können. Diese Veranstaltung haben wir übrigens auch im vergangenen Oktober trotz Corona sehr erfolgreich durchgeführt, natürlich unter strikter Einhaltung der entsprechenden Hygienevorschriften. Wir waren mit den Teilnehmerzahlen dabei sehr zufrieden. Das hat uns auch noch einmal gezeigt, welche Bedeutung das Sportabzeichen für viele Menschen hat. Umso wichtiger wäre es, dass wir in diesem Jahr einfach noch einmal in die Spur kommen.

Herr Persch, vielen Dank für das Gespräch!

Interview: David Benedyczuk